(Ambidextrie bezeichnet die Fähigkeit eines Unternehmens, gleichermaßen das bestehende Geschäft auszunutzen (Exploitation) und Neues zu entwickeln (Exploration).)
«If the rate of change on the outside (of the firm) exceeds the rate of change on the inside, the end is near.» – Jack Welch
Jack Welch beschreibt hier, dass sich Unternehmen ständig verändern und der Umwelt anpassen müssen. Dies übt Druck auf Organisationen und Führungskräfte aus – immer auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet zu sein, die Konkurrenz in Schach zu halten, neue Kompetenzen und Technologien zu akkommodieren und assimilieren.
Um vorne mithalten zu können, braucht eine Firma heute ambidexter – also zweihändig – zu sein. Diese Zweihändigkeit besteht auf der einen Seite aus Exploitation, auf der anderen aus Exploration.
Unter ‘Exploitation’ versteht man das Ausnutzen bestehenden Wissens., damit sichert sich die Organisation den Gewinn von heute. Wesentliche Aspekte davon sind die Steigerung der Produktivität und inkrementelle Innovation.
Unter ‘Exploration’ versteht man die Erkundung radikaler Innovationen; die Findung des «next big thing». Um auch im nächsten und übernächsten Zyklus im Markt relevant zu sein, braucht es die Ambidextrie, das Zusammenspiel von Exploitation und Exploration. Ambidextrie ist insbesondere in einer Umwelt unverzichtbar, welche geprägt ist von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (VUKA– s. Blog vom Januar 2019).
Diese konträren Philosophien in einer Unternehmung zu vereinen ist ein Kraftakt. Exploration wird durch langfristige Ziele – einer agilen und dezentralen Organisationsstruktur, gestützt durch eine risikobereite, offene, lernwillige Kultur – ermöglicht.
Exploitation hingegen ist tendenziell an kürzeren Zielhorizonten orientiert, baut auf Zentralisierung und Standardisierung und verlangt eine Kultur, welche auf Ordnung, Regeln, Verlässlichkeit und Standards fokussiert.
Um Ambidextrie einzuführen können vier Wege gegangen werden – Beispiele aus jüngsten Firmengeschichten:
1) Teilung: Nestlé hat Nespresso in eine eigenständige Unternehmung ausgelagert und nicht unter ihr Markenportfolio genommen, weil der Konzern erkannt hat, dass Nespresso eine fundamental andere Strategie, Struktur und ein anderes Geschäftsmodell braucht.
2) Umschalten: Die Tradition von ABB liegt in der Anpassung ihrer Strukturen; Gegebenheiten/Veränderungen von der Umwelt und der Strategie führen regelmässig zu fundamentalen Anpassungen im Firmensystem.
3) Selbstorganisiert: Der Elektronikkonzern Philips vereint beide Systeme in dem er gewisse Bereiche zentralisiert und andere wiederum dezentrale Autonomien gewährt.
4) Ökosystem: Für das iPhone hat Apple es geschafft, das skalenintensive, klassische Produktionsgeschäft und das schnell an Kundenbedürfnisse adaptierbare Softwaregeschäft mit den Apps zu vereinen, indem Apple ein Ökosystem für externe Anbieter erschaffen hat.
Ambidexterie in die Strategie einzupflegen und wertbringend umzusetzen, ist eine besondere, aber in VUKA-Zeiten überlebensnotwendige Managementkompetenz geworden. Damit verbessern Firmen ihre Stärken, um gegenüber ihren Konkurrenten stets voraus zu sein.
Unsere Expertise in der Strategieentwicklung und -umsetzung sowie Führungskräfteentwicklung helfen direkt, auch im nächsten Zyklus wettbewerbsfähig zu bleiben.
Kontaktieren Sie uns, wenn Sie mehr darüber erfahren möchten.
Yannick Turkier
Consultant
TransPerform Consulting GmbH