«Ich habe Ferien, aber meine E-Mails lese ich schon zwischendurch.» «Ich habe frei, aber ruf mich einfach an.» «Ich habe meine Ferientage nicht aufgebraucht, es lag einfach nicht drin.» – Solche Aussagen sind heute in vielen Unternehmen an der Tagesordnung.
Bei meinem früheren Arbeitgeber hatte ich Arbeitskollegen, mit denen ich gerne Pause machte. Während wir Kaffee tranken und über alles Mögliche quatschten, las der eine jeweils nebenbei seine E-Mails. Ein anderer rief die E-Mails während der halbstündigen Mittagspause in der Kantine ab. Wenn ich die beiden fragte, wieso sie ihre E-Mails während den Pausen prüften, konnten sie darauf selten eine vernünftige Antwort geben. Vielmehr hörte ich Ausflüchte wie: «Wir sind gerade mitten in einem grossen Release» oder «Ich warte auf eine wichtige Antwort».
Kommen Ihnen solche Aussagen auch bekannt vor? Oder erkennen Sie sich in diesem Verhalten sogar selbst wieder?
Auf LinkedIn habe ich einen guten Beitrag gelesen über «Busyness» (nicht Business!) (https://www.linkedin.com/pulse/please-stop-im-too-busy-kristin-tucker/). Die Autorin betont darin, dass man «Busyness» nicht mit Wichtigkeit verwechseln dürfe. Damit meint sie, dass nur weil jemand keine Zeit hat, immer voll ausgelastet ist oder für anderes zur Verfügung stehen muss, das nicht heisst, dass diese Person ein/e wertvolle/r Arbeitnehmer/in ist. Quantität ist nicht gleich Qualität. Wie auch sonst im Leben sollte man in seinem Job Bedeutungsvolles tun und einen qualitativ hochstehenden Beitrag leisten. Dafür muss man nicht ständig erreichbar sein.
Die Herausforderung besteht darin, die korrekte persönliche Balance zu finden zwischen der Zeit, in der man arbeitet, und den Stunden, in denen man Hobbys oder Bildung nachgeht, Zeit mit Freunden und Familie verbringt, usw. Diese Balance bewertet die verschiedenen Lebensdomänen nicht und kann je nach Person und deren Bedürfnis und/oder Familiensituation absolut unterschiedlich sein. Jedoch braucht jeder Mensch diesen Ausgleich, um mental und physisch gesund zu bleiben.
Ich habe einen schönen Sommer verbracht, war viel unterwegs in der Schweiz und im nahen Ausland und habe meine Geschäfts-E-Mails nicht überprüft, Geschäftsanrufe gekonnt ignoriert und mich nicht darum gekümmert, was nach den Ferien auf mich zukommt. In dieser Zeit ist der Berufsalltag nicht stehengeblieben, nirgends ist was «angebrannt», das Leben ging einfach weiter – auch ohne meinen Beitrag.
An dieser Stelle möchte ich ein Dankeschön an meinen Arbeitgeber richten dafür, dass ich gut sein darf in meinem Job, ohne ständig erreichbar sein zu müssen, und dass er mir die Teilzeitarbeit ermöglicht, um ein Zweitstudium zu absolvieren.
Ich will zum Sommer-/Ferienende für mehr Ausgleich im Leben plädieren. Oder mit anderen Worten: Wir sind nicht so wichtig, dass «Nicht-Arbeiten» nie drin liegen würde.
Nach der Offline-Sommerpause starte ich mit neuer Energie in den Arbeitsalltag. Ich freue mich, wieder zu arbeiten und mich erneut um die Kunden von TransPerform Consulting und deren Projekte zu kümmern.
Sollte ich ausnahmsweise aber nicht erreichbar sein, dann widme ich mich entweder meinem Studium oder gönne mir ein Offline-Zeit. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich solche Offline-Zeiten auch gönnen und Ihren Ausgleich im Leben finden.
Eleanor Nevill
Consultant
TransPerform Consulting GmbH